Diskussion mit Prof. Dr. Volker Perthes über die Lage im Sudan

Am 27. November erhielt die Politik-AG eine äußerst interessante und bereichernde Möglichkeit, sich über die Geschehnisse im Sudan zu informieren.

Prof. Dr. Volker Perthes, ehemaliger Leiter der SWP (Stiftung für Wissenschaft und Politik) besuchte am 27. November das PGH.

Der aktuelle Krieg im Sudan erhält leider in den deutschen Medien kaum Aufmerksamkeit, was Prof. Dr. Perthes zutiefst bedauert. Dabei ist der Sudan das drittgrößte Land Afrikas und beherbergt die mit Abstand höchste Anzahl an Binnenflüchtlingen (ca. 11 Mio.) weltweit. Des Weiteren leidet vor allem die Zivilbevölkerung unter den Kämpfen und deren Folgen. So ist aktuell ca. die Hälfte der Bevölkerung akut von Hunger bedroht.

Herr Perthes, welcher per Video-Konferenz zugeschaltet war, diente von Februar 2021 bis zu seinem Rücktritt im Oktober 2023 als Sonderbeauftragter des Generalsekretärs (SRSG) für den Sudan und als Leiter von UNITAMS (United Nations Integrated Transition Assistance Mission in Sudan). Sein Ziel war es, den Sudan von einer Militärdiktatur zu einem demokratischen Staat zu führen und, obwohl ihm dies leider nicht gelungen ist, war sein Fachwissen und seine Überzeugungen gegenüber dem Sudan äußerst detail- und lehrreich.

Zu Beginn erhielten wir eine Einführung über die Hintergründe des Krieges zwischen der Sudanesischen Armee (SAF) unter Führung von General Al-Burhan und den Rapid Support Forces (RSF), welche von General Mohammed Hamdan Daglo, genannt Hemedti, geleitet werden. Wie so oft geht es, laut dem ehemaligen Sonderbeauftragten, um Macht und Ressourcen. Im Mittelpunkt stünden dabei vor allem die Hauptstadt Khartum und die ölreichen Gebiete.

Der Krieg begann, nachdem Al-Burhan sich 2021 an die Macht putschte und die, seit dem Sturz von Langzeit-Diktator Al-Bashir im Jahre 2019 regierende, militärisch-zivile Übergangsregierung, der er selbst vorstand, absetzte.

Im Anschluss daran versuchte Al-Burhan die RSF in die sudanesische Armee einzugliedern, was als Initialzündung für den Krieg gilt.

Daraufhin folgte nun der eigentliche Grund der Veranstaltung, nämlich das Stellen (und die Beantwortung) all unserer Fragen, die wir an Herrn Perthes hatten.

Eine mögliche Kriegsbeendigung durch die Intervention anderer Staaten wurde kritisch diskutiert – im Gegenteil nannte der ehemalige Leiter der UNITAMS-Mission das Einstellen von Waffenlieferungen ausländischer Akteure als eine Voraussetzung für einen Waffenstillstand –, als auch die Bildungsprobleme in dem afrikanischen Land aufgrund der geschlossenen Schulen.

Auch über eine Veränderung des Konflikts durch mehr mediale Präsenz in Deutschland wurde gesprochen. Allerdings, so argumentierte Perthes, spiele die EU bisher keine Rolle in dem Krieg und könne nur mit scharfen Sanktionen gegen Waffenlieferanten (hier sind vor allem die Vereinigten Arabischen Emirate, Ägypten und Russland zu nennen) einen wahrnehmbaren Einfluss nehmen.

Alles in allem war diese Veranstaltung nicht nur gespickt mit ausführlichen und detaillierten Erfahrungsberichten aus Volker Perthes Arbeit vor Ort, sondern auch voller Aha–Momente und jedes der AG–Mitglieder konnte neue Erkenntnisse und Schlüsse aus der Veranstaltung ziehen.