Mit schwerem Herzen, aber sehr dankbar für viele zauberhafte Jahre Eberhard Riese * 17. Juni 1951 ✝
19. April 2025 |

Eberhard Riese unterrichtete viele Jahre lang am PGH die Fächer Mathematik, Deutsch, Geschichte und Literatur und war ein geschätztes Mitglied der erweiterten Schulleitung.
Übereinstimmend wird berichtet, was für ein feiner, bescheidener Mensch „Ebs“ war. Seine Fähigkeit, Schülerinnen und Schüler zu fördern, ihnen Mentor zu sein, seine Ausdauer, Geduld und Hingabe für das, was ihm wichtig war (neben seinen Fächern auch das Theater und das Zaubern) waren Tugenden, die sich – ebenso wie sein großes Herz und seine Vorbildfunktion – wie ein roter Faden durch alle Äußerungen ziehen.
Seine ausgeprägte Fachlichkeit sowie seine Geradlinigkeit und Zuverlässigkeit sorgten auch bei Eltern für die Gewissheit: Der meint es gut mit unseren Kindern.
Besonders als langjähriger Leiter der Theater- sowie der Zauber-AG hatte Herr Riese großen Einfluss auf die Profilierung der Schule. Mit seinem unermüdlichen Engagement inspirierte, bestärkte und bereicherte er zahlreiche Schülergenerationen auf ihrem eigenen Weg, auch unabhängig von schulischen Inhalten. Zudem war Eberhard Riese jahrzehntelang als Präsident des Magischen Zirkels von Deutschland tätig; er war Zauberregisseur, Autor und Begründer der „Stuttgarter Schule“. Nicht zuletzt deshalb kommen auch einige fantastische Magier aus dem PGH.
In der Zauberwelt und im Theater-Kosmos arbeitete Eberhard Riese natürlich mit Imagination, Kunst und Täuschung; als Mensch jedoch war Eberhard Riese ohne jeden Zweifel „eine grundehrliche Haut“: offen, zugewandt, ruhig und vertrauensvoll.
Mit seinem Tod verliert die Schule eine einzigartige Persönlichkeit, einen hochgeschätzten Kollegen, Freund und Mentor. Das Foto aus dem Jahr 2016 (von Peter Schell) zeigt ihn während der Probenphase zu dem Musical „U3“ – „so, wie man ihn vom Cusanushaus kennt“.
Unser tiefes Mitgefühl gilt all den Menschen, denen er wichtig war und ist – allen voran seiner Zaubererfamilie.
Die Schulgemeinschaft des Paracelsus-Gymnasium-Hohenheim
Die Beerdigung wird am Montag, dem 19. Mai, um 13:30 auf dem Friedhof in der Friedensstraße in Filderstadt-Bernhausen stattfinden.
Erinnerungen aus dem Kollegium
- Ebs hatte in jedem älteren Jahrgang die Wette laufen, dass Schülerinnen und Schüler eine Dose Cola bekommen, wenn sie bei ihm im Mathematik-Unterricht an der Tafel einen Fehler finden. Er musste wohl nie auch nur eine Dose spendieren.
- Ich erinnere mich an meine Zeit als Referendarin, wie E. Riese bei den 11ern zum Thema „Barock“ eingestiegen ist: Zu Beginn der Stunde flog die Tür auf und zwei Schüler*innen (gekleidet von Kopf bis Fuß in barocker Kleidung) stürmten in das Klassenzimmer. Beide mussten sich – wie Schaufensterpuppen – auf einen Tisch stellen. Er hat dann anhand der Kleidung, der Frisuren und des Schmuckes diese komplette Epoche erklärt. Er führte einen Dialog mit den Schüler*innen und erklärte Details, so dass ich vergaß, was ich als Referendarin beim Hospitieren eigentlich tun sollte. Ich wollte an diesem pädagogischen Prozess dabei sein, mitmachen und Fragen stellen. Ich dachte mir, dass Unterricht eigentlich immer genau so sein sollte. Als ich später mehr unterrichten durfte (und ich habe viel bei Herrn Riese unterrichtet, weil er mitten in den Theaterproben für den „Sommernachtstraum“ steckte), hat er mir jede Freiheit gegeben. Er hat mich einfach ausprobieren lassen und mich meine eigenen Erfahrungen machen lassen. Dafür und für vieles mehr bin ich ihm sehr dankbar.
- Der Sommernachtstraum war übrigens ein Aha-Erlebnis. Ich hatte mich darauf eingestellt, dass ich eine durchschnittliche Schulveranstaltung erleben würde. Diese Aufführung war jedoch das Gegenteil von Durchschnitt: Ich habe gelacht, geweint und war einfach – im wahrsten Sinne des Wortes – verzaubert von einer wunderschönen Inszenierung.
- Herr Riese war ein Fan der Sterneküche und konnte fantastisch kochen und essen. Leider hatte er die kleinste Küche der Welt: 8 m², ein Einzeiler. Er lebte in einer Mutter-Sohn-WG, er kümmerte sich rührend um seine Mama. Er bekam Schnappatmung, wenn er Mathe oder Geschichte unterrichten sollte. Seine Schuluniform bestand aus T-Shirt, Jeans und Birkenstock-Hausschuhen. Sein alter Audi war ziemlich verbeult. Das machte ihm nix aus. Deutscharbeiten gab er nach einem Tag zurück - bis heute ein Rätsel des Illusionisten. Wenn es hart auf hart kam, sagte er immer, es gebe noch ein Leben nach der Schule und nichts sei wirklich wichtig. Schade, dass Eberhard dieses Leben nicht noch länger leben konnte.
Auch ehemalige Kolleginnen und Kollegen am PGH erinnern sich:
- Weit über das PGH hinaus begeisterten Eberhard Riese und seine Theater-AG mit Inszenierungen, die deutlich über gängiges Schultheaterniveau hinausgingen. Diese Theaterbegeisterung hat auch die „BüBi" (die Bühnenbild-AG) erfasst und mitgerissen: Handwerklich, technisch und künstlerisch befähigte Schülerinnen und Schüler entwickelten und gestalteten faszinierende Elemente für die Aufführungen: den „Zauberwald“ für den Sommernachtstraum mit von der Bundeswehr ausgeliehenen Tarn-Netzen, den berühmten „Tisch in Auerbachs Keller“ für den Faust, aus dem die trinkfreudigen Studenten die veschiedensten Weine zapfen konnten, das nachgebaute „Mozart-Spinett" für den Amadeus, die meterhohen Kulissen und Bühnenprospekte oder die profigleichen Licht - und Toneffekte für die Bühnentechnik im Cusanushaus in Birkach... Ehemalige „BüBis“ haben diese Einsatzfreude und Begeisterung mitgenommen in ihr Leben nach der Schule: Ehemalige „BüBis“ helfen immer noch mit bei (nationalen und internationalen) Auftritten und/oder sind maßgeblich an der Bühnentechnik bei den alljährlich stattfindenden großen Magier-Shows in Sindelfingen beteiligt.
- Riese war Schachspieler. Die Ruhe, mit der an seinem Brett saß und vorausplante, zeigte sich auch in seiner sonstigen Gelassenheit.
- Ich erinnere mich lebhaft an ihn aus meiner Zeit als Schulleiterin des PGH von 2000 - 2007. Die Theaterproduktionen von Eberhard Riese gehörten für die Schüler:innen und die Schulgemeinschaft zu den schulischen Höhepunkten. Beeindruckende Gemeinschaftsproduktionen kamen mit den Bübis, den Kostümgestalter:innen und meist auch den Musiker:innen alljährlich zustande. Das Nikolaus-Cusanus-Haus wurde für etliche Tage zur PGH-Bühne und immer mittendrin E. Riese mit seinem unfassbaren Ideenreichtum und seiner Gelassenheit. Daran beteiligt zu werden, war für viele unserer Schüler:innen Highlight ihres Jahres und Identifikationsgrund mit ihrer Schule. Als damalige Schulleiterin war es für mich selbstverständlich, im Kollegium dafür zu werben, dass dieser Freiraum der Kreativität neben den umfangreichen Anforderungen der Lehrpläne und der Leistungsnachweise möglich blieb. Später war ich dann geschäftsführende Schulleiterin der Stuttgarter Gymnasium und wusste immer, dass es kaum ein weiteres Stuttgarter Gymnasium mit einer qualitativ so niveauvollen und kreativen Theaterarbeit gab.
- Wenn ich an Eberhard denke, fallen mir als erstes die gemeinsamen kulinarischen Highlights ein: Im „Weiße Elefant“ in Bozen tafelten wir sechs Begleitlehrer bei einem Schullandheimaufenthalt, während die Schüler ihrer Wege gingen; die wunderbaren Menüs, die Eberhard Riese dem Personalrat in seiner Wohnung zubereitete und unser letztes gemeinsames Essen im Februar im Sternerestaurant, das er, ich und ein weiterer Kollege alle gleichermaßen genossen haben.
- Als junger Deutschkollegin war mir Eberhard Riese damals eine wertvolle Hilfe, immer ermutigend und gesprächsbereit, stets bereit, Unterrichtsmaterialien und Tipps weiterzugeben. Viele langweilige, quälende Deutschfortbildungen hätte ich ohne ihn und die Möglichkeit, mit ihm zu lästern und zu lachen, nicht so gut überstanden. Als er die Schulleiterstelle am PGH nicht bekam, habe ich die Gelassenheit bewundert, mit der er beschloss, seine Schwerpunkte dann eben anders zu setzen. Er war mir als Kollege ein Vorbild, weil es ihm gelang, die Liebe zu seinem Beruf mit Gelassenheit und Humor zu verbinden, ohne sich vom Schulalltag aufreiben zu lassen.
- Eberhard Riese war für das kulturelle Profil mit seiner Theater-AG entscheidend und prägend. Er hat sie als großartiger Regisseur geleitet mit einem feinen Gespür für schauspielerisch talentierte Schüler*innen. Seine Inszenierungen (legendäre Musicals, Komödien, klassische Dramen) waren weit über die Schulgemeinde hinaus bekannt und geschätzt. Wir sind sehr dankbar, dass wir gemeinsam mit unseren Bühnenbild- und Kostüm-AGs bei diesen Theater-Produktionen mitwirken konnten. Während der Produktions- und Probenzeit war er stets offen für Vorschläge und hat auch selbst immer wieder Ideen und Effekte aus seiner Magierwelt eingebracht. Er blieb entspannt und gelassen, selbst während der stressigen Probenphasen im Cusanus-Haus. An die humorvollen, bereichernden, ideenreichen Momente der intensiven Zusammenarbeit bewahren wir sehr schöne Erinnerungen. Abgesehen davon war er als kulinarischer Genießer (mit langjährigem „Essen-und-Trinken“-Abonnement) aktiv beim Essen für die Mittagstischeltern engagiert.
- Ich erinnere mich vor allem an seine konstruktive Mitarbeit bei der jährlichen Aufstellung des Lehrauftrags. Bewundert und geschätzt habe ich die Erweiterung der Theaterarbeit durch die Einbindung so vieler Kolleginnen und Kollegen (Bühnenbild, Kostüme, Eltern-Lehrer-Schülerchor- und -orchester).